25.09.2007 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Oft hilft nur Schütteln und Klopfen, um den letzten Rest Ketchup aus der Flasche zu bringen. Bald wird auch dieser widerstandslos neben das gegrillte Steak tropfen – dank einer speziellen Beschichtung der Verpackung. Man kennt es von Ketchup oder Mayonnaise: Trotz Schütteln und Klopfen bleiben Reste in der Flasche. Teilweise stecken noch bis zu 20 Prozent des Inhalts in den Verpackungen, wenn diese in den Mülleimer wandern. Ärgerlich ist das nicht nur für den Verbraucher, sondern auch beim Recycling: Die Reste müssen zunächst aus den Verpackungen entfernt werden. Das ist teuer, verbraucht viel Wasser und Zeit. Handelt es sich bei den Produkten um Arzneien, Chemikalien oder Pflanzenschutzmittel, müssen die heraus gespülten Reste zudem entsprechend entsorgt werden. Ein Projekt der Fraunhofer-Institute für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV (www.ivv.fraunhofer.de) in Freising und für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB (www.igb.fraunhofer.de) in Stuttgart, der Technischen Universität München und verschiedenen Industriepartnern soll diesem Dilemma ein Ende bereiten. Es wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördert. »Wir entwickeln Verpackungen, die die verbleibenden Reste mindestens auf die Hälfte reduzieren«, sagt Dr. Cornelia Stramm, Leiterin des Geschäftsfeldes Funktionsfolien am IVV. Dazu bringen die Forscher dünne Schichten von maximal 20 Nanometern auf die Innenseite der Verpackung auf. »Die Schichten erzeugen wir aus einem Plasma, wie man es von Neonröhren kennt«, erklärt Dr. Michaela Müller, Wissenschaftlerin am IGB. »Dazu bringen wir die Kunststoffe in ein Vakuum. In diese Vakuum-Kammer leiten wir Gase, die wir durch eine elektrische Spannung zünden. Je nach Zusammensetzung dieses leuchtenden Gasgemisches aus Elektronen, Ionen, Neutralteilchen und Photonen können wir Schichten mit definierten Eigenschaften auf der Verpackungsoberfläche abscheiden.« Erste Demonstratoren der Verpackungen werden auf der K 2007 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Nun arbeiten die Forscher vom IGB daran, die Schichten zu optimieren – etwa die Haftfestigkeit zu verbessern. »Die Schichten dürfen die Eigenschaften der Materialien nicht verändern. Sie müssen sich weiterhin industriell zu Flaschen, Tuben oder Standbodenbeuteln, die man von Flüssig-Seifen kennt, verarbeiten lassen«, sagt Müller. Ihre Kollegen am IVV nehmen die produzierten Schichten genauer unter die Lupe: Wie beständig sind sie bei mechanischer Beanspruchung? Wie reagieren sie auf Temperaturschwankungen und den Kontakt mit Säuren oder Basen? In etwa zwei bis drei Jahren, hofft Stramm, könnten die Flaschen auch beim Endverbraucher den letzten Rest Ketchup bereitwillig hergeben. Bild: Neuartige Verpackungen sollen die verbleibenden Reste mindestens auf die Hälft reduzieren. Links ist eine herkömmliche Flasche mit Ketschup zu sehen, rechts eine beschichtete. K 2007, Düsseldorf, 24.-31. Oktober 2007, Halle 3, Stand E91 |
Fraunhofer IGB + IVV, Stuttgart + Freising
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